Die Zukunft der digitalen Identitäten in der IT-Welt 2024
19. Januar 2024
Die Informationstechnologie entwickelt sich ständig weiter, und die Frage, die sich in diesem Jahr auf der Konferenz it-daily.net stellte, war: Haben herkömmliche Identitäts- und Zugriffsverwaltungssysteme (IAM) noch eine Zukunft? Um diese Frage zu beantworten, müssen wir uns zuerst mit der "Zero Trust Architecture" und den neuesten Entwicklungen im Bereich digitaler Identitäten auseinandersetzen.
Zero Trust Architecture: Das neue Paradigma des Zugriffsmanagements
Zero Trust, oder "Null Vertrauen", ist ein radikal neues Konzept für das Zugriffsmanagement in der IT-Welt. Die Idee dahinter ist einfach: Jeder Zugriff auf ein System, sei es von einer Maschine oder einer Person, muss stets authentifiziert und überprüft werden. Dies geschieht in Echtzeit und individuell, anstatt auf einen umfassenden Sicherheitsring um das System zu vertrauen.
Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) unterstützt diesen Ansatz. Doch trotz seiner Vorteile ist Zero Trust nicht standardisiert und erfordert erheblichen Pflegeaufwand, da für jedes System individuelle Zugriffsregeln definiert werden müssen.
Die Herausforderung des Berechtigungsmodells in der Zero Trust Architektur
Traditionell mussten IAM-Systeme die Frage beantworten: "Wer darf was in welchem System?" Mit dem Aufkommen von Zero Trust und der Notwendigkeit einer individuellen Authentifizierung müssen wir unsere Berechtigungsmodelle überdenken und anpassen.
Das bedeutet, dass wir ein neues Berechtigungskonzept entwickeln müssen, das in die Zero Trust Architektur integriert werden kann. Dies ist eine spannende Herausforderung, die es zu bewältigen gilt.
Die Bedeutung von Self-Sovereign Identity und Decentralized Identity
Um Zero Trust effektiv umzusetzen, kommen Konzepte wie Self-Sovereign Identity (SSI) und Decentralized Identity ins Spiel. Diese Ansätze geben den Benutzern die Kontrolle über ihre digitalen Identitäten und ermöglichen es ihnen, digitale Nachweise sicher zu speichern.
SSI und Decentralized Identity bedeuten, dass Benutzer ihre digitalen Identitäten in einer Art digitaler Brieftasche auf ihren Smartphones verwalten können. In dieser Brieftasche werden "verifiable credentials" aufbewahrt, die Identitätsnachweise, Zertifikate und andere wichtige Informationen enthalten.
Der große Vorteil dieser digitalen Brieftaschen ist, dass Benutzer die volle Kontrolle darüber haben, welche Informationen sie freigeben und an wen. Dies stärkt die Privatsphäre und die Sicherheit der Benutzer.
Decentralized Identifiers und ihre Bedeutung
Decentralized Identifiers (DIDs) sind ein weiterer wichtiger Bestandteil des Systems. Diese DIDs sind pseudonyme Merkmale, die dazu beitragen, Verbindungen zwischen verschiedenen Identitäten herzustellen. Sie sind von grundlegender Bedeutung, um die dezentrale Identität in verschiedenen Anwendungsbereichen effektiv zu nutzen.
Pioniere wie Sovrin haben bereits gezeigt, wie diese DIDs in der Praxis funktionieren und wie sie die Selbstbestimmung der Benutzer fördern.
Die Regulierung und die European Digital Identity Wallet
Die Europäische Union arbeitet daran, das eIDAS-Gesetz auf ein neues Level zu heben, und das schließt die Schaffung einer "European Digital Identity Wallet" ein. Mit dieser Wallet sollen nicht nur Personenidentifikation und reguläre Signaturen möglich sein, sondern auch die Verwaltung von nicht-hoheitlichen Nachweisen wie Mitarbeiterausweisen und Eintrittskarten.
Allerdings sind die technischen Spezifikationen und die Interoperabilität noch nicht vollständig geklärt. Es ist ein komplexer Prozess, der Zeit in Anspruch nehmen wird.
Zeitlicher Rahmen und Zukunftsaussichten
Die Einführung dieser neuen Ansätze wird einige Zeit dauern. Derzeit laufen noch Verhandlungen zum eIDAS 2.0-Gesetz, und es wird einige Zeit dauern, bis die Implementierung abgeschlossen ist.
Insgesamt sind die Zukunftsaussichten jedoch vielversprechend. Die IAM-Branche erkennt den Wert von dezentraler Identität und Zero Trust und steht bereit, diese neuen Ansätze zu übernehmen.
Die Rolle Deutschlands und die Herausforderungen
Deutschland spielt in dieser Entwicklung eine wichtige Rolle, da es zu den führenden Stakeholdern gehört. Das Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat hat ein Konsultationsverfahren für eIDAS 2.0 und die EUDI-Wallet eröffnet. Dies ist ein wichtiger Schritt, um sicherzustellen, dass Deutschland in dieser Entwicklung eine aktive Rolle spielt.
Allerdings gibt es auch Herausforderungen, insbesondere in Bezug auf die verfügbaren Budgets. Diese müssen ausreichend sein, um die Umsetzung dieser neuen Technologien zu unterstützen.
Fazit: Die IAM-Branche im Wandel
Insgesamt zeigt sich, dass die IAM-Branche vor großen Veränderungen steht. Die Zukunft verspricht mehr Sicherheit, Kontrolle und Flexibilität für die Benutzer, aber es gibt noch viele technische und regulatorische Details zu klären. Es ist entscheidend, dass diese Entwicklungen auf offenen Standards basieren, um für die Menschen nützlich zu sein. Die Zukunft der digitalen Identität und des Zugriffsmanagements verspricht, aufregend und vielversprechend zu sein.
Fazit und Einschätzung von Dr. Andre Kudra
Dr. Andre Kudra, unser ausgewiesener Experte für digitale Identitäten, bringt es auf den Punkt:
Die Zukunft der digitalen Identitäten und des Zugangsmanagements ist spannend und voller Chancen. Wir stehen erst am Anfang dieser Entwicklung. Lassen Sie uns gemeinsam die Möglichkeiten ausloten und die Zukunft gestalten.
Möchten Sie mehr erfahren? Schauen Sie sich seinen Vortrag an, den er auf der Thought Leadership in IT 2023 - eine Konferenz von it-daily.net, gehalten hat, um tiefer in das Thema einzusteigen. Noch besser: Sie können Dr. Andre Kudra als Speaker einladen und ihm direkt Fragen stellen. Kontaktieren Sie uns und erfahren Sie, wie Sie mit digitalen Identitäten die Prozesse in Ihrem Unternehmen sicherer, transparenter und nachhaltiger gestalten können.
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